Verein Journalismus und Wissenschaft

Alle reden von der Abgasnorm 7, aber was ist mit den E‑Fuels los?

Es war auf der UN-Kli­ma­kon­fe­renz in Glas­gow, auf der mehr als zwei Dut­zend Staa­ten und elf Auto­her­stel­ler am 9. Novem­ber 2021 anga­ben, dass sie bis 2035 „in den füh­ren­den Märk­ten“ nur noch emis­si­ons­freie Kraft­fahr­zeu­ge ver­kau­fen oder zur Zulas­sung frei­ge­ben woll­ten. Das gel­te aller­dings nur für Fahr­zeu­ge, die mit her­kömm­li­chem Ver­bren­nungs­mo­tor aus­ge­stat­tet seien.

Die­se soge­nann­te „Glas­gower Erklä­rung für emis­si­ons­freie Fahr­zeu­ge“ soll­te das Ende des Ver­bren­nungs­mo­tors her­bei­füh­ren. In Tichys Ein­blick war zu lesen: „Und jetzt kommt der Gag: Die­se Erklä­rung haben – neben 24 Staa­ten und 38 Regio­nen und Städ­ten – von den Auto­her­stel­lern von Rang und Namen nur Daim­ler, Vol­vo, BYD, Jagu­ar Land Rover sowie die US-Auto­bau­er Ford und Gene­ral Motors unter­schrie­ben. Der Volks­wa­gen-Kon­zern und BMW haben die Ver­ein­ba­rung nicht unterschrieben!“

Der dama­li­ge Noch-Ver­kehrs­mi­nis­ter Andre­as Scheu­er (CSU) äußer­te gegen­über der Pres­se: „Der fos­si­le Ver­bren­ner wird 2035 aus­lau­fen. Die Ver­bren­ner­tech­no­lo­gie wird aber wei­ter­hin gebraucht. Wir wol­len sie mit syn­the­ti­schen Kraft­stof­fen kli­ma­neu­tral machen und die Vor­tei­le der Tech­no­lo­gie erhal­ten.“ Weil die „Glas­gower Erklä­rung“ den Antrieb mit syn­the­ti­schen Kraft­stof­fen nicht berück­sich­ti­ge, hät­te man nicht unterzeichnet.

Jetzt sind die syn­the­ti­schen Kraft­stof­fe wie­der in den Fokus der öffent­li­chen Auf­merk­sam­keit gerückt, denn mit der abge­mil­der­ten EURO-7-Abgas­norm durch den EU-Minis­ter­rat scheint auch die öko­lo­gisch undurch­dach­te und vor allem auch öko­no­misch fal­sche Absa­ge an die Ver­bren­ner einer Ver­schnauf­pau­se zu unter­lie­gen. Unter der Ägi­de des ita­lie­ni­schen Ver­kehrs­mi­nis­ters Matteo Sal­vi­ni hat­te eine Pha­lanx von EU-Mit­glied­staa­ten, zu der neben Ita­li­en und Frank­reich, Tsche­chi­en, Polen, Bul­ga­ri­en, Rumä­ni­en, Ungarn sowie die Slo­wa­kei gehö­ren, eine Erklä­rung unterzeichnet.

Sie soll­te ande­re EU-Staa­ten über­zeu­gen, sich dem Norm-7-Pro­test anzu­schlie­ßen. Die acht Unter­zeich­ner­staa­ten hät­ten die neue Abgas­norm bei einer Abstim­mung blo­ckie­ren kön­nen, wes­halb der EU-Minis­ter­rat sich offen­bar für das Mach­ba­re ent­schied und den Norm-Vor­schlag der öko­ideo­lo­gi­sier­ten EU-Kom­mis­si­on ent­schärf­te. Der tsche­chi­sche Ver­kehrs­mi­nis­ter Mar­tin Kup­ka hat­te bereits im März die­ses Jah­res fest­ge­stellt: „Unser Bestre­ben ist es, die Euro-7-Bedin­gun­gen wirk­lich rea­lis­tisch zu gestal­ten, sie erreich­bar zu machen.“ 

Die­sen Grund­satz hat die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on offen­bar kom­plett aus den Augen ver­lo­ren, indem sie E‑Fuels in der EURO-7-Norm gar nicht erwähn­te. Nun hat sie die Zulas­sung von mit E‑Fuels betank­ten Neu­wa­gen mit Ver­bren­nungs­mo­tor nach 2035 in einem dies­be­züg­li­chen Geset­zes­vor­schlag an stren­ge Bedin­gun­gen geknüpft. Die FAZ, der der für Okto­ber ange­kün­dig­te Geset­zes­text bereits jetzt vor­liegt, berich­te­te unlängst: „Die­se Autos [dür­fen] nur mit voll­stän­dig kli­ma­neu­tra­len E‑Fuels betankt wer­den […]. Es geht also nicht nur dar­um, dass die E‑Fuels nur genau­so viel CO2 frei­set­zen, wie vor­her bei ihrer Her­stel­lung der Luft ent­zo­gen wird. Es muss zudem auch die gesam­te Lie­fer­ket­te von der Her­stel­lung des E‑Fuels über den Trans­port bis zum Ver­brauch CO2-neu­tral sein.“

Die­ser Anspruch ist eigent­lich eine ver­klau­su­lier­te Absa­ge an die E‑Fuels-Ent­wick­lung, denn – so die FAZ – tech­nisch „sei das unmög­lich zu leis­ten, heißt es dazu von­sei­ten des Lob­by­ver­bands E‑Fuels Alli­ance. Es han­de­le sich dabei schließ­lich um Emis­sio­nen, die die E‑Fuel-Her­stel­ler selbst nicht kon­trol­lie­ren könn­ten. Es sei dar­über hin­aus absurd, weil die Zulas­sung von E‑Fahrzeugen nicht an die­sel­ben strik­ten Bedin­gun­gen geknüpft sei. Sie dürf­ten auch in den Ver­kehr gebracht wer­den, wenn ihre Bat­te­rien nicht zu 100 Pro­zent kli­ma­neu­tral sei­en. Genau­so dür­fe der Motor auch gestar­tet wer­den, wenn der ein­ge­setz­te Strom nicht zu 100 Pro­zent grün sei.“

Für Dirk Spa­ni­el, den ver­kehrs­po­li­ti­schen Spre­cher der AfD-Bun­des­tags­frak­ti­on und Obmann im Ver­kehrs­aus­schuss des Deut­schen Bun­des­ta­ges, ist das Vor­ge­hen der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on abso­lut unver­ständ­lich: „Die Ver­bren­nungs­mo­tor­tech­no­lo­gie hat auf jeden Fall in der Bun­des­re­pu­blik einen Stand erreicht, der grund­sätz­lich eine Abgas­sau­ber­keit wie noch nie garan­tiert. Gerin­ger Ver­brauch, ein kaum nen­nens­wer­ter NOx-Aus­stoß sind mitt­ler­wei­le in der deut­schen Auto­mo­bil­bran­che sta­te of the art.

Jetzt soll einer wei­te­ren Opti­on in Rich­tung Ver­bren­ner durch den Geset­zes­vor­schlag die Zukunft ver­baut wer­den, indem man die Ent­wick­lung von E‑Fuels-Kon­zep­ten schon im Vor­feld völ­lig fahr­läs­sig aus­bremst. Nur Tech­no­lo­gie­of­fen­heit und ergeb­nis­of­fe­ne For­schung wird uns auf lan­ge Sicht von den fos­si­len Ener­gie­trä­gern befreien.“

Spa­ni­el sieht in dem offen­kun­di­gen För­dern der „Elec­tric only“-Stra­te­gie durch die EU-Kom­mis­si­on nicht nur Lob­by­is­ten am Werk, son­dern auch den Wil­len, Deutsch­lands tech­nisch füh­ren­de Moto­ren­tech­no­lo­gie in ihrem Hei­mat­markt Euro­pa zu eli­mi­nie­ren. Die damit ein­her­ge­hen­de Deindus­tria­li­sie­rung wird erheb­li­che Kol­la­te­ral­schä­den in ande­ren euro­päi­schen Staa­ten verursachen.

Es bleibt unklar, in wel­chem Inter­es­se die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on tat­säch­lich han­delt. Nach den bis­he­ri­gen Kor­rup­ti­ons­skan­da­len in der EU, den undurch­sich­ti­gen, mög­li­cher­wei­se kri­mi­nel­len Pfi­zer-Impf­stoff-Geschäf­ten der Kom­mis­si­ons­prä­si­den­tin Ursu­la von der Ley­en (CDU) wäre nun auch bezüg­lich der Ver­kehrs­stra­te­gie der EU nach der wah­ren Moti­va­ti­on der bestim­men­den EU-Poli­ti­ker zu forschen.

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