Verein Journalismus und Wissenschaft

Diskursverschiebung nach rechts

Wer dem Volk wie einst Mar­tin Luther aufs Maul schau­en will, soll­te Goog­le Trends nut­zen. Der frei ver­füg­ba­re Dienst ermög­licht es zu ana­ly­sie­ren, wel­che Begrif­fe welt­weit, in Deutsch­land oder aber spe­zi­ell in einer Regi­on, z.B. Sach­sen, am häu­figs­ten gesucht werden.

Die Ergeb­nis­se sind äußerst auf­schluß­reich: Die Deut­schen bevor­zu­gen den Begriff „Migra­ti­on“ vor „Asyl“ und „Ein­wan­de­rung“. Das Inter­es­se an die­sem The­ma ist – unab­hän­gig von den aktu­el­len ille­ga­len Ein­rei­sen – über län­ge­re Zeit­räu­me gleich­blei­bend hoch.

Anders sah das beim „Hei­zungs­ver­bot“ aus: Im Früh­jahr 2023 gelang es, den Begriff „Hei­zungs­ver­bot“ erfolg­reich zu plat­zie­ren. Die Such­an­fra­gen gin­gen regel­recht durch die Decke. Inner­halb eines Monats gelang der Regie­rung aber anschei­nend ein „Ref­raming“. Auf ein­mal such­ten die Deut­schen nach „Hei­zungs­tausch“. Wie­der­um eini­ge Mona­te spä­ter ebb­te die gro­ße Empö­rung ab. Anfang Sep­tem­ber war das „Gebäu­de­en­er­gie­ge­setz“ auf ein­mal der mit Abstand wich­tigs­te Suchbegriff.

Inter­es­sant ist auch ein Ver­gleich des (LGBT)-„Pridemonth“ mit dem patrio­ti­schen „Stolz­mo­nat“. Kla­rer Sie­ger die­ses Begriffs­wett­strei­tes wur­de im Juni 2023 der „Stolz­mo­nat“.

Begrif­fe bzw. Gegen­be­grif­fe zu suchen und sie dann pene­trant ein­zu­set­zen, gehört zu jeder guten Wer­bung. Ganz egal, ob in der Wirt­schaft oder der Poli­tik. Aus die­sem Grund haben wir umfang­rei­che Emp­feh­lun­gen für eine patrio­ti­sche Sprach­po­li­tik mit Nar­ra­ti­ven, Schlüs­sel­be­grif­fen und einer „No-Go-Lis­te“ entwickelt.

Frei­lich sind wir mit die­sem Ansatz nicht die Ers­ten: Das Ers­te, also die ARD, ließ sich 2019 für 120.000 Euro ein „Framing Manu­al“ anfer­ti­gen, des­sen Umset­zung in Begleit­work­shops ein­ge­übt wurde.

Spra­che ist Macht! Zie­hen wir end­lich die rich­ti­gen Schlüs­se daraus!

PS: Unser eige­nes Framing Manu­al hat deut­lich weni­ger als 120.000 € gekos­tet. Da wir die­ses Pro­jekt auch frei ver­füg­bar ins Inter­net brin­gen möch­ten, sind wir den­noch dank­bar für jede finan­zi­el­le Unter­stüt­zung (Pay­pal, Sofort­spen­de, För­der­ver­ein).

Dies ist das Vorwort für Recherche D, Heft 20, Sprachpolitik (Ausgabe: Dezember 2023). Hier bestellen!

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