Verein Journalismus und Wissenschaft

Keine Energie, kein Gründergeist, dafür Beschäftigungsrekord durch den Öffentlichen Dienst? Was in Deutschland schiefläuft …

Von Gerd Man­nes: Neu­es­te sta­tis­ti­sche Ver­öf­fent­li­chun­gen zei­gen: Die Zahl der Unter­neh­mens­grün­dun­gen in Bay­ern ist im ver­gan­ge­nen Jahr um gut neun Pro­zent gesun­ken. Die Auf­trä­ge im ver­ar­bei­ten­den Gewer­be sind seit 2021 sogar um 20 Pro­zent zurück­ge­gan­gen. Die grü­ne Deindus­tria­li­sie­rung trägt nicht nur unter der Regie­rung von CSU und Frei­en Wäh­lern in Bay­ern Früch­te. Sie ist bun­des­weit in vol­lem Gange.

Die Deut­sche Indus­trie- und Han­dels­kam­mer (DIHK) ist wenig glück­lich. Die seit Janu­ar die­ses Jah­res als Kör­per­schaft des öffent­li­chen Rechts auf­ge­stell­te „Kam­mer der Kam­mern“ ver­fügt über ein öko­no­mi­sches Wis­sen der Wirt­schafts­land­schaft Deutsch­lands, das über eine rei­ne Bestands­auf­nah­me hin­aus­geht. Stu­di­en­ba­sier­te Ana­ly­sen, ein­ge­speis­te Unter­neh­mer­im­pul­se der Pflicht­mit­glie­der und Trend­be­wer­tun­gen machen es der DIHK mög­lich, „Unter­neh­mer dabei zu unter­stüt­zen, erfolg­reich und nach­hal­tig wirt­schaf­ten zu können.“

Allein letz­te­res liegt nicht in der Hand der zen­tra­len Wirt­schafts­kam­mer und ihrer 79 regio­na­len Indus­trie und Han­dels­kam­mern (IHKs). Denn obwohl es heißt „Die Welt bewun­dert Deutsch­land für sei­ne Wirt­schaft“ muss die häu­fig als CDU-nah zu bewer­ten­de Orga­ni­sa­ti­on fest­stel­len, dass die deut­sche Wirt­schafts­leis­tung einen per­spek­ti­vi­schen Ein­bruch zu befürch­ten hat.

Dies liegt zwei­fels­frei an der von der Ampel­ko­ali­ti­on und der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung vor­an­ge­trie­be­nen soge­nann­ten ‚grü­nen Trans­for­ma­ti­on‘, die nichts ande­res als eine plan­mä­ßi­ge Deindus­tria­li­sie­rung Deutsch­lands bedeu­tet. Als bes­tes Bei­spiel nennt die DIHK das Ener­gie­ef­fi­zi­enz­ge­setz, mit dem „die Bun­des­re­gie­rung den Ener­gie­ver­brauch hier­zu­lan­de bis zum Jahr 2030 auf ein Niveau deckeln [will], das um 26,5 Pro­zent unter dem von 2008 liegt. Die Deut­sche Indus­trie- und Han­dels­kam­mer (DIHK) ist besorgt über die mög­li­chen Fol­gen für den Wirt­schafts­stand­ort.“ So nach­zu­le­sen auf der Web­site des Pflichtverbandes.

DIHK-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Achim Dercks wird deut­li­cher und kom­men­tiert den Gesetz­ent­wurf: Es sei zwar „unse­rer Wirt­schaft auch gelun­gen, das wirt­schaft­li­che Wachs­tum und den Ener­gie­ver­brauch in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten von­ein­an­der zu ent­kop­peln“, doch die­ser „Erfolgs­sto­ry droht per­spek­ti­visch das Ende – durch das Ener­gie­ef­fi­zi­enz­ge­setz. Für vie­le Unter­neh­men und damit unse­re Wirt­schaft ins­ge­samt wird das ein Gesetz, das in der Kon­se­quenz Wachs­tum verhindert“.

Doch es ist nicht nur der Blick auf den Ent­wurf des Ener­gie­ef­fi­zi­enz­ge­set­zes. Es sind explo­die­ren­de Strom­prei­se durch die Ener­gie­wen­de und läh­men­der Büro­kra­tis­mus, die deut­schen Unter­neh­men kei­ne ande­re Wahl las­sen, als ihre Pro­duk­ti­ons­stät­ten zu schlie­ßen und abzu­wan­dern. Und obwohl 46 Mil­lio­nen Men­schen in der Bun­des­re­pu­blik einer sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Arbeit nach­ge­hen sol­len, ist Deutsch­land in eine Rezes­si­on geraten.

Das belegt unter ande­rem eine Stu­die der Wirt­schafts­aus­kunf­tei Dun & Brad­street, die als ein glo­bal füh­ren­der Anbie­ter von Unter­neh­mens­da­ten und Ana­ly­se­lö­sun­gen über „Neu­grün­dun­gen Deutsch­land, Öster­reich, Schweiz im 1. Quar­tal 2023“ berich­tet. Die Bera­ter stel­len in ihrem Bericht fest: „Im ers­ten Quar­tal 2023 wur­den 28.811 neue Unter­neh­men im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen. Dies ent­spricht in etwa wie­der dem Wert vor den Coro­na­jah­ren, ist aller­dings ein Minus von 11,5 Pro­zent gegen­über dem ers­ten Quar­tal im ver­gan­ge­nen Jahr. […] Für Öster­reich und Deutsch­land scheint sich der Grün­dungs­wil­le deut­lich abge­schwächt zu haben, das öko­no­mi­sche Umfeld inklu­si­ve vie­ler Unwäg­bar­kei­ten schre­cken Gründer:innen offen­sicht­lich ab.“

In das glei­che Horn tuten der Start-up-Ver­band und der Bran­chen­dienst Start-upde­tec­tor, so etwa die stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de des Start-up-Ver­bands, Mag­da­le­na Oehl: „Der Rück­gang bei Neu­grün­dun­gen kann für die ohne­hin schon lah­men­de Inno­va­ti­ons­kraft Deutsch­lands zum Pro­blem wer­den.“ Zusätz­lich haben sich auch die Finan­zie­rungs­be­din­gun­gen für jun­ge Unter­neh­men ver­schlech­tert. Eine Stu­die der Unter­neh­mens­be­ra­tung EY ergab, dass Finan­zie­run­gen durch Risi­ko­ka­pi­tal­ge­ber für Start-ups im ver­gan­ge­nen Jahr um 43 Pro­zent zurückgingen.

Die­ser offen­sicht­li­che Ver­lust an wirt­schaft­li­cher Vita­li­tät kommt nicht nur das Land und die Deut­schen teu­er zu ste­hen. Denn was nützt es bei­spiels­wei­se dem deut­schen Mit­tel­stand, wenn er als „fan­tas­ti­sches Power­house“ (Alasd­air Macleod) gese­hen wird, gleich­zei­tig durch eine öko-reli­gi­ös ideo­lo­gi­sier­te Poli­tik der Wirt­schafts­stand­ort Bun­des­re­pu­blik rui­niert wird? Und was nützt es, wenn Deutsch­land Rekord­be­schäf­ti­gung zu ver­zeich­nen hat, weil die Beschäf­ti­gung im Öffent­li­chen Dienst immer wei­ter zunimmt? 2005 waren cir­ca 4,9 Mil­lio­nen Men­schen im öffent­li­chen Dienst beschäf­tigt. Mit 1,7 Mil­lio­nen Beam­ten sind es heu­te fast 5,1 Mil­lio­nen Beschäf­tig­te, wäh­rend gleich­zei­tig die Wirt­schaft weni­ger pro­duk­tiv wirtschaftet.

Damit sich bei der jun­gen Gene­ra­ti­on von Unter­neh­mern in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land wie­der Opti­mis­mus ein­stellt, sind die besorg­nis­er­re­gen­de Büro­kra­tie, stei­gen­de Lohn­kos­ten und der Fach­kräf­te­man­gel zu bekämp­fen. Hoff­nung könn­te über das Sen­ken von Abga­ben, die abzu­schaf­fen­den unzäh­li­gen Büro­kra­tie­mons­ter und durch die Rück­kehr zu einem brei­ten und tech­no­lo­gie­of­fe­nen Ener­gie­mix für güns­ti­gen Strom ent­ste­hen. Sozia­le Markt­wirt­schaft statt grü­ne Deindus­tria­li­sie­rung, „rhei­ni­scher Kapi­ta­lis­mus“ statt einer mora­linge­tränk­ten, von Brüs­sel ver­ord­ne­ten grün gewa­sche­nen Planwirtschaft!

Gerd Man­nes, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der und indus­trie­po­li­ti­scher Spre­cher der AfD-Frak­ti­on im Baye­ri­schen Landtag.

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