Verein Journalismus und Wissenschaft

6. Leserumfrage: Brauchen wir „europäische Champions“?

Anfang Febru­ar stell­te Wirt­schafts­mi­nis­ter Peter Alt­mai­er (CDU) sei­ne „Natio­na­le Indus­trie­stra­te­gie 2030“ vor. Seit­dem tobt in Deutsch­land eine Debat­te dar­über, ob wir „euro­päi­sche Cham­pi­ons“ brau­chen. Unter dem Mot­to „Grö­ße zählt – Size mat­ters!“ macht sich Alt­mai­er für eine staat­li­che Unter­stüt­zung von Kon­zer­nen stark, die mit ame­ri­ka­ni­schen und chi­ne­si­schen Kon­kur­ren­ten um Antei­le auf dem Welt­markt kämpfen.

In der Indus­trie­stra­te­gie heißt es:

Je grö­ßer die volks­wirt­schaft­li­che Bedeu­tung eines Vor­gangs, des­to grö­ßer muss der Spiel­raum des Staa­tes für akti­ve und akti­vie­ren­de Gestal­tung sein. Dies kann bei Her­aus­for­de­run­gen, die für eine Volks­wirt­schaft exis­ten­zi­ell sind, bis zur zeit­lich befris­te­ten Über­nah­me von Antei­len oder Gewäh­rung von Bei­hil­fen gehen.“

Als Bei­spiel dafür nennt Alt­mai­er die Batteriezellproduktion.

Ver­tre­ter aus meh­re­ren mit­tel­stän­disch gepräg­ten Bran­chen war­fen dem Wirt­schafts­mi­nis­ter dar­auf­hin eine Benach­tei­li­gung klei­ne­rer Unter­neh­men vor. Sogar Arbeit­ge­ber­prä­si­dent Ingo Kra­mer äußer­te hef­ti­ge Kri­tik an Alt­mai­er: „Er muss sich auch mal emo­tio­nal für die Wirt­schaft und ihren Mit­tel­stand ein­set­zen. Das muss spür­bar sein“, so Kra­mer. Denn: „Bei all den Regu­lie­run­gen, die aus dem Arbeits­mi­nis­te­ri­um, aus dem Umwelt­mi­nis­te­ri­um und aus dem Ent­wick­lungs­mi­nis­te­ri­um auf uns ein­strö­men, braucht die Wirt­schaft einen Ver­tre­ter im Bun­des­ka­bi­nett, der auch mal laut sagt: Leu­te ihr über­zieht gera­de.“ Alt­mai­er hat inzwi­schen eine Über­ar­bei­tung sei­ner Indus­trie­stra­te­gie in Aus­sicht gestellt.

Unab­hän­gig davon woll­ten wir von unse­ren Lesern wis­sen, wel­cher Schwer­punkt bei der Wirt­schafts­po­li­tik gesetzt wer­den soll­te? Brau­chen wir eine Poli­tik für Groß­un­ter­neh­men, um im Zeit­al­ter der Platt­form-Öko­no­mie bestehen zu kön­nen? Oder soll­ten wir uns auf unse­ren tra­di­tio­nell star­ken Mit­tel­stand besinnen?

123 Leser betei­lig­ten sich bis­her an der Umfra­ge. Dar­über hin­aus erreich­ten uns etli­che Kom­men­ta­re. 114 Leser spra­chen sich für eine Stär­kung des Mit­tel­stands aus. Nur ein Leser beweg­te sich auf Linie von Alt­mai­er. 99 Pro­zent der Befrag­ten sahen damit eine staat­li­che Unter­stüt­zung von Kon­zer­nen kritisch.

Meh­re­re Leser mein­ten jedoch auch, der Staat sol­le sich zu 100 Pro­zent aus der Wirt­schaft her­aus­hal­ten. Statt För­der­pro­gram­me für den Mit­tel­stand auf­zu­blä­hen, soll­te lie­ber Regu­lie­rung abge­baut und Ver­fah­ren ver­ein­facht wer­den. Ein Unter­neh­mer merk­te dazu an: „Es wür­de uns schon hel­fen, wenn wir nicht mit Büro­kra­tie­mons­tern wie der DSGVO (Daten­schutz­grund­ver­ord­nung) ver­folgt wer­den. Die aktu­el­le Poli­tik ist das Pro­blem und nicht die Lösung.“

Ein wei­te­rer Leser beton­te: „Ich wün­sche mir ein­fach nur ‚deut­sche Cham­pi­gnons‘ (Eger­lin­ge), die nicht in LKWs in Grenz­re­gio­nen rum­kut­schiert und kul­ti­viert wer­den, um sie per Eti­ket­ten­schwin­del mit Deutsch­land­far­ben aus­ge­ben zu können.“

Die Umfra­ge fin­det sich hier auf unse­rer Face­book-Sei­te. Wir freu­en uns über jeden Teil­neh­mer und jeden klu­gen Kommentar.

(Bild: Olaf Kos­in­sky, Wiki­pe­dia, CC BY-SA 3.0)

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