Verein Journalismus und Wissenschaft

Deformation statt Transformation

Die deut­sche Auto­mo­bil­in­dus­trie ent­wi­ckelt sich immer mehr zum Pro­blem­kind der deut­schen Volks­wirt­schaft. Von Hans Peter Stauch, ver­kehrs­po­li­ti­scher Spre­cher der AfD-Land­tags­frak­ti­on Baden-Württemberg.

Natür­lich ist es in den Zei­ten der Coro­na-Kri­se kein Wun­der, dass durch den regie­rungs­sei­tig ver­ord­ne­ten Lock­down die Wirt­schaft lei­det. Es stellt sich aller­dings aktu­ell die bren­nen­de Fra­ge, wel­che Exit-Lösun­gen die Poli­tik ent­wi­ckelt oder viel­leicht schon ent­wi­ckelt hat, um die öko­no­mi­schen Fol­gen der „COVID-19 Pan­de­mie“ auf­zu­fan­gen bezie­hungs­wei­se zu neu­tra­li­sie­ren – viel­leicht gar eine Art Umkehr­schub zu bewirken.

Die Idee der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on, mit­hil­fe des öko­so­zia­lis­ti­schen Plan­wirt­schafts­spiels, das den Namen Green Deal trägt, Anrei­ze zur Über­win­dung der vor der Tür ste­hen­den Rezes­si­on zu schaf­fen, wird sich als Augen­wi­sche­rei ent­pup­pen. Auch das Anlei­he­kauf­pro­gramm der EU hat mitt­ler­wei­le den ver­dien­ten Dämp­fer durch die deut­sche Jus­tiz erhal­ten, denn es ist in Tei­len verfassungswidrig.

Die ökor­e­li­giö­sen Fan­ta­sien zum The­ma „Fein­staub­be­las­tung“ haben durch die unver­än­der­ten Mess­wer­te wäh­rend der Coro­na-beding­ten Stra­ßen­ver­kehrs­ru­he eben­falls eine Kor­rek­tur erfah­ren. Die kli­ma­hys­te­ri­sche Angst­po­li­tik der Grü­nen wur­de von der Wirk­lich­keit ent­larvt, denn die Stick­oxid-Wer­te in Bal­lungs­räu­men sind nicht im sel­ben Maße wie das Ver­kehrs­auf­kom­men gesun­ken, was durch die Auf­zeich­nun­gen des Umwelt­bun­des­amts belegt ist. 

Nichts­des­to­trotz bie­dern sich die lei­ten­den Ange­stell­ten der Auto­in­dus­trie an die Grü­nen mit ihren Öko-Fan­tas­te­rei­en an. Daim­ler-Chef Ola Käl­le­ni­us etwa, der eigent­lich sor­gen­voll auf die Scher­ben des zer­schla­ge­nen Die­sel­ge­schäf­tes bli­cken soll­te, glänzt mit Sät­zen wie, „Der Erfolg bei der Dekar­bo­ni­sie­rung ent­schei­det über die Zukunft unse­res Pla­ne­ten“ oder spricht von der „Deka­de der Trans­for­ma­ti­on der Auto­mo­bil­in­dus­trie“. Wenn man aller­dings sieht, dass die Export­erwar­tun­gen der deut­schen Indus­trie laut Münch­ner Ifo-Insti­tut von – so die Pro­gno­se für April 2020 – minus 19,01 auf minus 50,0 Punk­te abstür­zen, stellt man sich die Fra­ge, ob bei der export­ori­en­tier­ten Auto­in­dus­trie nicht eher von einer „Defor­ma­ti­on“ gespro­chen wer­den muss.

Dazu kommt, dass sich die Nach­rich­ten über Stel­len­strei­chun­gen im Auto­mo­bil­sek­tor in Baden-Würt­tem­berg zuletzt häuf­ten. Das scheint erst der Anfang einer Ent­wick­lung, die sich unab­hän­gig von Coro­na gegen den Indi­vi­du­al­ver­kehr und gegen die deut­sche Wirt­schaft kehrt. Und fol­ge­rich­ti­ger­wei­se hat nun der Auto­bau­er Daim­ler erklärt, dass bis 2022 über 1,4 Mil­li­ar­den Euro an Per­so­nal­kos­ten ein­ge­spart und 10.000 Stel­len gestri­chen wer­den sollen.

Doch das hat nur ober­fläch­lich gese­hen mit Coro­na zu tun. Miss­ma­nage­ment und will­fäh­ri­ge Über­nah­me unaus­ge­go­re­ner e‑Mobilitätskonzepte sind die eigent­li­chen Fall­stri­cke für das Auto­mo­bil­land Baden-Würt­tem­berg, in dem immer­hin weit über 200.000 Men­schen in der
Auto­mo­ti­ve-Bran­che arbeiten.

Das Mana­ger Maga­zin berich­tet: „Daim­ler hat­te schon vor dem Aus­bruch des Coro­na­vi­rus mit Umsatz­pro­ble­men zu kämp­fen. So wur­de im ers­ten Quar­tal 2020 ein Gewinn­ein­bruch von 80 Pro­zent auf 617 Mil­lio­nen Euro ver­zeich­net.“ Der Unter­neh­mens­be­ra­ter Mar­kus Krall hat also völ­lig recht, wenn er sagt: „Coro­na ist nur der ers­te Domi­no­stein, der Aus­lö­ser, nicht Ursa­che der kom­men­den Depression.“

(Bild: Pix­a­bay)