Bankberater, Vermögensverwalter und gut betuchte Anleger kaufen überdurchschnittlich viele Aktien von einheimischen Unternehmen. Dies ergab eine Umfrage der Abteilung für Asset Management der Johannes Kepler Universität Linz im Auftrag der Liechtensteiner LGT-Bank. Die befragten, deutschen Anleger hatten 59 Prozent ihres Portfolios mit einheimischen Wertpapieren ausgestattet.
Bei den Schweizern liegt die Übergewichtung mit 67 Prozent zugunsten der eigenen Heimat noch höher. Der Leiter der Studie, Professor Teodoro Cocca, hält dies für »irrational«. Gegenüber der FAZ betonte er:
Es geht um ein Gefühl der Sicherheit, das man bei heimischen Aktien zu haben glaubt. Diese werden als risikoärmer eingestuft. (…) In Wahrheit haben die Anleger mit dieser enormen Übergewichtung ein höchst gefährliches Klumpenrisiko im Portfolio. (…) Auch die Bankberater sind von der übertriebenen Heimatorientierung befallen.
Unbedacht bleibt bei all dem eine Überlegung, auf die schon Adam Smith in seinem Wohlstand der Nationen zurückgriff. Seine Argumentation lautete sinngemäß: Investiere ich in ein Unternehmen aus Ausland A, welches Handel treibt mit Ausland B, fließt nur die Rendite zu mir. Die ökonomischen Vorteile meines Investments, z.B. die Schaffung von Arbeitsplätzen, kommen dagegen Ausland A und B zugute.
Genau dies ist anders, wenn ich in ein inländisches Unternehmen investiere, welches dann den Wohlstand im eigenen Land mehren kann, wovon ich indirekt ebenfalls profitiere, weil das Unternehmen bestimmte Produkte herstellt, Steuern zahlt, von denen Schulen gebaut werden können etc. pp.
Das soll nicht heißen, daß es besonders klug wäre, überhaupt keine Risikostreuung vorzunehmen. Selbstverständlich ist eine Diversifikation sinnvoll, aber für Heimatverbundenheit gibt es ebenfalls gute Gründe, auch wenn deren Gültigkeit abnimmt, da deutsche Unternehmen wie Adidas inzwischen 94 Prozent ihres Umsatzes im Ausland erwirtschaften und z.T. sogar die Vorstände von ausländischen Managern dominiert werden (bei Adidas: 71 %, bei Volkswagen hingegen lediglich 11 %).
Für ihre Umfrage wählte die Universität Linz 360 Privatbankbunden aus, die über ein freies Anlagevermögen von mindestens 500.000 Euro verfügten.
(Bild: Pixabay)