Die Trendstudie FUTOPOLIS können wir leider nicht empfehlen. Sie ist uns zu teuer. 190 Euro für 120 Seiten. Hallo, geht´s noch? Das Thema ist trotzdem interessant, weil es um einen »Klassenkampf entlang der Urbanisierungsfrage« kreist.
Die Autoren sind sich dabei anscheinend voll bewußt, daß die progressiven »Nirgendwos« keineswegs die Mehrheit in den westlichen Gesellschaften stellen. Lediglich 15 bis maximal 25 Prozent der Bürger lebten mit einer »transportablen«, austauschbaren Identität, die dem ökonomisch flexiblen, multikulturellen und globalistischen Leitbild entspricht.
Im Klartext: Die Heimatverbundenen bilden noch immer das Rückgrat unserer Gesellschaft, auch wenn die Intellektuellen hochnäsig über sie hinwegsehen, weil sie sich lieber mit ihren Latte-Macchiato-Freunden beschäftigen.
Zukunftsforscher Matthias Horx meint nun, um den Klassenkampf zu entschärfen, sollten wir auf die »Glokalisten« setzen:
Die Zukunft gehört den GLOKAListen, die beide Elemente auf einer neuen Integrationsstufe in sich vereinigen, Heimat und offener Horizont. Progression und Bewahrung. Und gibt es nicht massenweise Beispiele, wie sich Dörfer, Regionen, Stadtteile aus der Stagnation befreien, wo soziale Innovation entsteht, weil neue Allianzen zwischen aktiver Zivilgesellschaft, lokalen Unternehmern und klugen Politikern entstehen? Dörfer mit sozialem Zusammenhalt wachsen in der Stadt – in den zahlreichen Co-Living-Projekten, den genossenschaftlichen Wohnformen, in denen die Wohngemeinschaften der 70er eine Renaissance erleben. Urbane Problemviertel können sich mit Bürger-Engagement und Zivilcourage transformieren – zahlreiche Beispiele „Smarter Gentrifizierung“ weltweit zeigen es. Gleichzeitig bilden sich in den Flächenlandschaften die Progressiven Provinzen aus. Kleinstädte gewinnen neues Selbstbewusstsein. Regionen betreiben ein kluges Standortmarketing. Dörfer rekonstruieren sich rund um charismatische Bürgermeister. Die soziale Welt ist heute weitaus bunter, vielfältiger, komplexer als in der Industriegesellschaft. Und die Topografien von Stadt und Land sind es auch. Es leben die städtischen Dörfer! Hoch mit den kreativen Provinzen! Vorwärts im Kampf der rurbanen Landschaften!
Unsere Meinung dazu: Menschen kann man sich nicht basteln. Der Glokalist ist eine Kopfgeburt. Horx bedient hier nur ein Klischee, nachdem Konservative unfähig seien, Innovationen in ihrer Heimat voranzubringen. Patrioten, Konservative und heimatverbundene Bürger müssen selbstverständlich das Gegenteil beweisen. Genau deshalb gibt es Recherche Dresden. Wir wollen uns dieser Aufgabe stellen und sind optimistisch, daß gerade die Digitalisierung eine größere Verortung in der eigenen Heimat erlaubt, als das im 20. Jahrhundert der Fall war.
(Bild: Pixabay)