Von Markus Buchheit: Während das EU-Parlament einen Billionen-Haushalt billigt und einen erpressbaren politischen Konformismus der Mitgliedsländer rechtsverbindlich definiert, erscheint die deutsche Ratspräsidentschaft in zweifelhaftem Licht.
Vielleicht kommt die Corona-Krise für die deutsche Regierung wie gerufen. Vielleicht profitiert auch die fragwürdige EU-Kommissionspräsidentin, die skandalträchtige Ursula von der Leyen (CDU), von der verwirrenden medial-medizinischen Lage und vielleicht freut sich auch die 2016 in der Tapier-Affäre wegen Fahrlässigkeit bizarr verurteilte EZB-Präsidentin, Christine Lagarde, über das Thema der COVID-19 Pandemie, das mit seiner Omnipräsenz in den Medien und im Alltag der europäischen Bürger den Blick auf das Geschehen im EU-Parlament verstellt.
Am 16. Dezember hat das EU-Parlament jedenfalls die finanziellen Rahmendaten des Unionshaushaltes bis 2027 beschlossen, wobei auch gleichmal – quasi nebenher – die umstrittene Regelung zur Kürzung von EU-Mitteln bei rechtsstaatlichen Verfehlungen in den Mitgliedstaaten angenommen wurde. Der europäische Gemeinschaftshaushalt für die Jahre 2021 bis 2027 wurde von 548 zu 81 Stimmen bei 66 Enthaltungen abgenickt, womit die nächsten sieben Jahre zuzüglich der Corona-Hilfen 1,8 Billionen Euro in der EU-Kasse bewegt werden.
Merkel im Ausnahmezustand
Bekannt ist, dass die EU-Kommission selbst im Rahmen des Corona-Hilfspakets für die gesamte Union Schulden auf den Finanzmärkten aufnehmen darf. Das ist eine ganz klare Zementierung der Schuldenunion, die der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl gewissenhaft vermeiden wollte, die Merkel nun allerdings im Eiltempo in Form gegossen hat. Es drängt sich bei dieser Verhaltensweise der Verdacht auf, dass die bundesdeutsche Kanzlerin, wie Max Otte trefflich attestiert, „auf der Klaviatur des Ausnahmezustandes [spielt], um Entscheidungen zu treffen, die sie sonst nie hätte treffen können.“
Dies gilt nicht nur für ihre EU-Politik, das gilt für die kriminelle und fahrlässige Grenzöffnung 2015, die Eurorettung und die sogenannte „Energiewende“ gleichermaßen. Man hat den Eindruck, dass die gefühlt ewig regierende Angela Merkel einer Agenda folgt, die vom deutschen Normalbürger längst nicht mehr nachvollziehbar ist. Das gilt aktuell für die regierungsseitig verordneten „Lockdown“-Maßnahmen, die am Parlament vorbei beschlossen wurden, aber es gilt noch viel mehr für eine EU-Ratspräsidentschaft, die letztlich relativ gesunde Volkswirtschaften schädigt, um fehlwirtschaftende Länder vor allem der südlichen Euro-Zone zu begünstigen.
Gleichzeitig wird über kaum fundiert festgesetzte Schadstoffwerte und modellberechnete Klimaszenarien eine planwirtschaftliche Industriepolitik angeleiert, an der Stalin und Ceausescu ihre helle Freude gehabt hätten. Immerhin 30 Prozent der EU-Mittel sollen zur Bekämpfung des Klimawandels ausgegeben werden, „dem damit – im bisher umfangreichsten EU-Haushalt – ein höherer Anteil als je zuvor gewidmet wird. Im Rahmen des Pakets werden auch der Schutz der biologischen Vielfalt und die Geschlechtergleichstellung besonderes Augenmerk erhalten“, heißt es offiziell.
Weit weg von den nationalen Öffentlichkeiten fällt dann auch gar nicht auf, dass Kostentransparenz und effiziente Mittelverwendung im Brüssel des EU-Europa nach wie vor Fremdworte sind. Folgerichtigerweise hat der Europäische Rechnungshof kürzlich den EU-Ausgaben des Jahres 2019 sein Testat verweigert. Damit deutet sich an, was viele ahnen: Unter der deutschen Ratspräsidentschaft ist dem Administrations-Moloch EU der Weg zu einer staatlichen Souveränität geebnet worden, die sich à la longue negativ auf alle europäischen Völker und kommende Steuerzahlergenerationen auswirken wird.
Durch die weitere Abgabe fiskalischer Souveränitäten an einen personell qualitativ bestenfalls medioker besetzten, ausschließlich eigenfokussierten Macht- und Politikapparat, wird besonders unserem Volk, unserem Land schwer geschadet werden.
Markus Buchheit (AfD) ist tätig als Abgeordneter im Europäischen Parlament.