Heimatliebe ist die Klammer, die Ökonomie und Ökologie zusammenhält. Um das zu verdeutlichen, bezeichnete der englische Philosoph Roger Scruton die Heimatliebe als „Oikophilie“.
Der „Oikos“ umfaßte den eigenen Haushalt, die eigene Familie und die Arbeit auf dem eigenen Acker. Er hat direkten Naturbezug und sein „Leitmotiv“ sei „nicht kapitalistischer Gelderwerb, sondern organisierte naturale Deckung des Bedarfs“, so der Soziologe Max Weber.
Es ist erfreulich, daß nicht nur wir, sondern auch junge Wirtschaftswissenschaftler auf diese Zusammenhänge stoßen. 2021 ist so von einem uns leider unbekannten Sebastian Schmidt bei Duncker & Humblot eine Dissertation über Heimat und Ökonomie erschienen. Einer der Doktorväter war der Historiker Frank-Lothar Kroll.
2024 sind Kommunalwahlen in Baden-Württemberg, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Sachsen-Anhalt, Thüringen und in Sachsen. Zudem finden in Brandenburg, Thüringen und Sachsen wegweisende Landtagswahlen statt, bei denen es der AfD erstmals gelingen könnte, stärkste Kraft in einem Bundesland zu werden. Wir werden diese Terminflut zum Anlaß nehmen, um über den Föderalismus und heimatverbundene Politik der Zukunft nachzudenken: Wie kann es gelingen, Macht nach unten zu verlagern? Wie können kluge Steuerreformen dazu beitragen, Umwelt- und Naturschutz vor Ort zu stärken? Welche Ideen haben wir für strukturschwache Regionen? Wie läßt sich die Wertschätzung für lokale Produkte erhöhen?
Wir denken über diese Fragen seit der Gründung von Recherche Dresden vor über fünf Jahren nach: Direkt in der ersten Ausgabe von Recherche D skizzierten wir eine nachbarschaftliche Marktwirtschaft und in Heft 6 stellten wir die Idee einer regional ausdifferenzierten Einkommensteuer vor. Diese Ansätze verfolgen wir weiter und entwickeln sie gerade zu einem Gesamtkonzept für die kommunale Selbstgestaltung.
Scruton brachte seinen grünen Konservatismus auf die Formel: „Fühle lokal, denke national.“ Das gilt es bis in die kleinsten Verästelungen auszubuchstabieren.
Dieser Beitrag stammt aus Heft 18 (Juni 2023) und kündigt den Inhalt von Heft 19 (September 2023) an.
Bild: Roger Scruton