Laut dem comdirect Anlage-Atlas besitzt nur jeder dreizehnte Deutsche Aktien. Auffallend ist darüber hinaus die Diskrepanz zwischen Ost und West. Während in einigen wohlhabenden Landkreisen im Westen bis zu 40 Prozent der Bürger in Aktien und bis zu 66 Prozent in Fonds investieren, liegt die Quote in den Neuen Bundesländern nirgends über fünf Prozent.
Selbst für Städte wie Erfurt ist ein Fondsbesitz von null Prozent ausgewiesen. Dresden liegt bei mageren zwei Prozent. Lediglich in Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und dem Saarland gibt es ähnlich wenige Aktien- und Fondsbesitzer wie im Osten.
Womöglich überraschend ist, daß im ländlichen Raum mehr Menschen als in der Großstadt auf Aktien setzen. Vermutlich liegt dies an vermögenden Pendlern, die sich ein Häuschen im Grünen leisten können. Im internationalen Vergleich gelten die Deutschen als ein „Volk von Aktienmuffeln“, wie die Süddeutsche Zeitung betont. In anderen Ländern nutze jeder Zweite Aktien zum Vermögensaufbau.
Problematisch ist die deutsche Scheu vor dem Kapitalmarkt vor allem in der jetzigen Phase der Nullzinsen. Wer sein Geld nur auf dem Tagesgeldkonto parkt, wird durch die Inflation von derzeit rund zwei Prozent schleichend enteignet. Aktuell dürfte das Vermögen der Deutschen so monatlich um durchschnittlich 63 Euro schrumpfen. Bereits zwischen 2010 und 2016 verloren die Deutschen laut der DZ Bank 436 Milliarden Euro durch eine zu defensive Geldanlage.
Auf Kosten seiner Bürger kann sich so der Staat, also die Bundesrepublik Deutschland und die Europäische Union, entschulden. Es sei ergänzt, daß dies dem Historiker Bernd Marquardt zufolge seit Jahrhunderten der Normalfall ist. Der moderne Staat setze insgeheim eine „Enteignungserduldungspflicht“ voraus, um seine kostspieligen und zum Teil größenwahnsinnigen Projekte (Euro, Energiewende, Masseneinwanderung, …) umsetzen zu können.
Wer dies verhindern will, sollte sich zunächst einmal seiner Enteignung widersetzen. Gelingen kann dies nur mit einer aktiven Geldanlagestrategie. Mit Benjamin Graham sollten wir dabei zwischen einem langfristigen, konservativen Investieren und einem kurzfristigen, riskanten Spekulieren unterscheiden. In der jüngeren Vergangenheit konnten Investoren, die über viele Jahre hinweg DAX-Aktien gehalten haben, mit einer jährlichen Rendite von rund acht Prozent rechnen. Selbstverständlich unter der Voraussetzung, daß sie den Spruch „Hin und her macht Taschen leer“ beherzigten und auch in schwierigen Phasen Geduld bewiesen.
Aus unserer Sicht gibt es jedoch keinen Grund, als Anleger nur Großunternehmen sein Geld anzuvertrauen. Crowd-Investing bietet vielmehr die Gelegenheit, auf kleine und mittlere Unternehmen direkt aus der eigenen Region zu setzen. Möglich ist dies häufig bereits mit Kleinstbeträgen ab 100 Euro. Die Bundesrepublik könnte diese Mikro-Investitionen wirkungsvoll unterstützen, indem sie den bürokratischen Aufwand (etwa zur Berechnung der Kapitalertragssteuer) für Unternehmen und Anleger deutlich verringert und für mehr Rechtssicherheit sorgt.
Literaturhinweise zum Einstieg:
- Benjamin Graham: Intelligent investieren
- André Kostolany: Die Kunst, über Geld nachzudenken
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