Heute vor 58 Jahren mußte der Wiederaufbau in der DDR vorläufig ruhen. Tausende Bauarbeiter sammelten sich am 13. August 1961 mit schwerem Gerät an der Grenze Westberlin, um einen Stausee von Betonmasse mitten durch die Hauptstadt zu fluten.
Westberlin wird abgeriegelt. Dieses imperialistische Einsprengsel im real existierenden Sozialismus. Diese ständige Versuchung zum Klassenverrat durch Flucht. Dieses vermeintliche Eiland der Freiheit. Damit ist jetzt Schluß. Der Vorposten des Faschismus wird abgeriegelt. Schlupflöcher darf es nicht mehr geben.
Mit allem, was die Zone an Mann und Material hergab, stampfte die DDR-Führung binnen kurzer Zeit ein undurchdringliches Mauersystem aus dem Boden. 160 Kilometer lang, bis zu 100 Meter breit und ständig observiert von bewaffneten Wachturmposten erstreckt sich die tödliche Schneise aus Stolperdrähten, Nagelbetten und Fallgruben zwischen West- und Ostberlin.
Niemand entgeht den nervös zuckenden Lichtkegeln der Scheinwerfer, den geladenen Gewehrläufen der Wachmannschaften und der Witterung ernstfallgieriger Spürhunde. 200 Menschen werden beim Versuch der Überquerung des reißenden Stromes aus Beton und Stacheldraht den Tod finden. Millionen DDR-Bürger wachen fast über Nacht in einem Gefängnis auf.
Die Gitterstäbe liegen aber nicht nur an der Landesgrenze. Sie liegen auch im Geistigen ebenso wie im Ökonomischen. Die geistige Armut des sozialistisch korrumpierten Denkens entspricht der materiellen Armut der Planwirtschaft. Am 13. August 1961 ahnt niemand, daß es noch fast 40 Jahre dauern würde, bis sich die Hayeksche Einsicht durchsetzt, daß es keine ökonomische Freiheit ohne politische Freiheit gibt – und andersherum.
Noch weitere 40 Jahre an reichem Anschauungsmaterial, daß die Marktwirtschaft der Planwirtschaft überlegen ist. Aber die Wende war nur eine unvollständige. Wenige Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer kursieren wieder neue Sozialismen in der bundesdeutschen Politiklandschaft. Was ist die Null- und Negativzinspolitik der EZB anderes als eine neue Form der Enteignung unter staatlicher Aufsicht?
Was ist die künstliche Aufzucht von Branchen durch massive staatliche Subventionen, wie etwa im Fall der Windenergie, anderes als ein Comeback der Planwirtschaft? Bei den anstehenden Landtagswahlen im Osten geht es auch darum, diesen neuen Geld- und Ökosozialismus abzuwählen. Die Errungenschaften der Wende zu verteidigen, die Wende zu vollenden.
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