Verein Journalismus und Wissenschaft

Sieben Thesen für eine konservativ-ökologische Wende

Hei­mat­schutz bedeu­tet auch Umwelt­schutz. Das wuß­ten gro­ße kon­ser­va­ti­ve Den­ker, bei­spiels­wei­se aus der Lebens­re­form­be­we­gung, lan­ge bevor es die Grü­nen gab. Kri­tik an der moder­nen Technik‑, Fort­schritts- und Wachs­tums­hy­bris, die die Natur zer­stört, ist Kern­stück kon­ser­va­ti­ven Den­kens seit 200 Jah­ren. Die Wur­zeln der Öko­lo­gie lie­gen rechts.

Die patrio­ti­sche Oppo­si­ti­on muß sich daher beim The­ma Umwelt­po­li­tik nicht ver­ste­cken. Im Gegen­teil: Die Abkehr von Fort­schritts­ideo­lo­gien und der Kampf gegen Über­be­völ­ke­rung ermög­li­chen eine tief­grei­fen­de Rege­ne­ra­ti­on der Natur – und des Men­schen. Anders als kon­tra­pro­duk­ti­ve grü­ne Fahr­ver­bots­zo­nen oder land­schafts­zer­stö­ren­de Wind­rä­der geht eine kon­ser­va­ti­ve Öko­lo­gie an die Ursa­chen der Krise.

Recher­che D wird im Novem­ber (Heft 7) einen Schwer­punkt zum Kom­plex »Öko­no­mie & Öko­lo­gie« set­zen. Vor­ab stel­len wir sie­ben The­sen für eine kon­ser­va­tiv-öko­lo­gi­sche Wen­de zur Diskussion:

  1. »Die Über­be­völ­ke­rung ist die Mut­ter aller Umwelt­pro­ble­me.« – Die Welt­be­völ­ke­rung steu­ert im 22. Jahr­hun­dert auf zwölf Mil­li­ar­den Men­schen zu. Gegen den gigan­ti­schen Anstieg der Ener­gie­nach­fra­ge sind daher die erneu­er­ba­ren Ener­gien nur ein Trop­fen auf den hei­ßen Stein. Hun­der­te Mil­lio­nen neu­er Fleisch­esser, Hygie­ne­ar­ti­kel­nut­zer, Auto­fah­rer und Smart­phone­be­sit­zer wird das Öko­sys­tem kaum ver­kraf­ten kön­nen. Die Welt­be­völ­ke­rung muß folg­lich auf einem nied­ri­ge­ren Niveau sta­bi­li­siert wer­den – andern­falls droht ein irrever­si­bler Öko-Kollaps.
  2. »Atom­ener­gie mit inno­va­ti­ver End­la­ge­rung ist eine Zukunfts­op­ti­on.«Atom­kraft­wer­ke emit­tie­ren kei­ne Schad­stof­fe. Sie lie­fern unab­hän­gig von Wind und Wet­ter sau­be­re Ener­gie – eine Grund­be­din­gung für jeden IT- und Indus­trie­stand­ort. Auch die End­la­ge­rung von radio­ak­ti­ven Stof­fen macht Fort­schrit­te. Zahl­rei­che Län­der for­schen an der soge­nann­ten Trans­mu­ta­ti­ons­tech­nik, die die radio­ak­ti­ve Halb­werts­zeit von Abfäl­len signi­fi­kant ver­kürzt. Deutsch­land soll­te die­se neu­en Poten­tia­le aus­mes­sen, satt vor­ei­lig das Hand­tuch zu werfen.
  3. »Wir müs­sen das Wachs­tums­pa­ra­dig­ma hin­ter uns las­sen.« – Die Ein­rich­tung von Wirt­schaft, Gesell­schaft und Staat unter der Prä­mis­se des unend­li­chen Wachs­tums ist ein schwer­wie­gen­der Kon­struk­ti­ons­feh­ler. Das per­ma­nen­te Wett­ren­nen mit uns selbst ist ein Irr­weg. Die Res­sour­cen und die Rege­ne­ra­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten der Erde sind begrenzt: Wir leben über unse­re Ver­hält­nis­se. Das ist nichts Neu­es, muß aber end­lich ins Bewußt­sein gelan­gen. Ent­schleu­ni­gung, Mäßi­gung und Kon­so­li­die­rung ste­hen für einen kon­ser­va­ti­ven Mentalitätswandel.
  4. »Die Bil­lig­kon­sum- und Über­fluß­ge­sell­schaft ist nicht zukunfts­fä­hig.« – Auf­rei­ßen, Aus­schlür­fen, Weg­wer­fen; und die Ama­zon-Bestel­lung geht wie­der retour: Wir leben im Über­fluß. Deut­sche pro­du­zie­ren mitt­ler­wei­le über 240 Kilo­gramm Müll pro Jahr. Absur­de Kon­sum­mög­lich­kei­ten machen nicht glück­lich, son­dern heben nur den Sockel der Erwar­tun­gen – und der Abhän­gig­kei­ten. In den Ozea­nen krei­sen die Müll­stru­del und im Inne­ren des Men­schen die Lee­re, nach­dem sich der Rausch des Kon­sums ver­flüch­tigt hat. Für den Kon­ser­va­ti­ven ist der Mensch stets mehr als nur ein »Ver­brau­cher«: Das bil­li­ge Lüst­chen ver­fängt nicht, wo der Lebens­an­trieb aus imma­te­ri­el­len Quel­len schöpft.
  5. »Wir brau­chen eine Stär­kung regio­na­ler Wirt­schafts­struk­tu­ren.« – Um ein paar Cent zu spa­ren, wer­den Kar­tof­feln aus Spa­ni­en oder Milch aus Lett­land ange­karrt. Das ist nicht nur über­flüs­sig, denn unse­re hei­mi­sche Wirt­schaft pro­du­ziert die­se Waren, son­dern vor allem umwelt­schäd­lich. Regio­nal­wäh­run­gen, wie z.B. der »Chiem­gau­er« in den Bay­ri­schen Land­krei­sen Rosen­heim und Traun­stein, kön­nen regio­na­le Wirt­schafts­kreis­läu­fe stär­ken. Der Kauf regio­na­ler Pro­duk­te ist ein patrio­ti­scher Akt.
  6. »Weni­ger Mobi­li­tät schützt die Umwelt.« – Glo­ba­lis­ten for­dern häu­fig mehr Mobi­li­tät für noch mehr Men­schen. Aber das ist öko­no­misch unsin­nig und öko­lo­gisch ver­häng­nis­voll. Im Zeit­al­ter der Digi­ta­li­sie­rung kommt es auf »kur­ze Wege« an. Lan­ge Pen­del­stre­cken sind inef­fi­zi­ent, kos­ten Zeit, Geld und Ener­gie. Die per­ma­nen­te Fle­xi­bi­li­sie­rung und Mobi­li­sie­rung von Men­schen geht vor allem zu Las­ten der Umwelt. Etwa 40 Mil­lio­nen Pas­sa­gier­flü­ge umschwir­ren jähr­lich den Erd­ball – Ten­denz stei­gend. Schon für 19 Euro geht es an die tür­ki­sche Rivie­ra. Hier braucht es eine Kehrt­wen­de. Denn: Läßt sich der Ort wie eine Post­kar­ten­ku­lis­se belie­big wech­seln, geht das Ver­ant­wor­tungs­ge­fühl ver­lo­ren. Nie­mand ist mehr ver­pflich­tet, weil alle immer aus­wei­chen kön­nen. Tota­le Mobi­li­tät scha­det daher nicht nur der Umwelt. Die Entor­tung und der Ver­lust der Hei­mat scha­den letzt­lich dem Menschen.
  7. »Siche­re Gren­zen sind die bes­te Umwelt­po­li­tik.« – Laut der Deut­schen Stif­tung Welt­be­völ­ke­rung wächst Afri­ka wöchent­lich um 1,2 Mil­lio­nen Men­schen. Was die Bun­des­re­pu­blik seit Herbst 2015 an Migran­ten auf­ge­nom­men hat, ist dort inner­halb von zehn Tagen nach­ge­bo­ren. Solan­ge Afri­ka sei­nen Men­schen­über­schuß nach außen ablei­ten kann, ist ein Ende der Bevöl­ke­rungs­explo­si­on nicht zu erwar­ten. Ver­sie­gen die Migra­ti­ons­rou­ten – ins­be­son­de­re nach Euro­pa – wer­den die afri­ka­ni­schen Staa­ten über kurz oder lang zur Anpas­sung gezwun­gen. Zudem wür­de die wei­te­re Auf­fül­lung von ohne­hin dicht besie­del­ten euro­päi­schen Gebie­ten gestoppt, in denen der „öko­lo­gi­sche Fuß­ab­druck“ (Rolf Peter Sie­fer­le) eines Men­schen ungleich höher ist als in Afrika.

(Bild: Pix­a­bay)

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