Die geplante CO2-Bepreisung soll bis 2023 fast 19 Milliarden Euro in die Kassen der Bundesregierung spülen. Dies geht aus dem Gesetzesentwurf hervor, der im Vorfeld der anstehenden Kabinettssitzung diversen Medien zugespielt wurde. Da der Preis steigen soll, dürften danach noch höhere Kosten auf den Steuerzahler zukommen.
Im Rahmen des »Klimapakets« sollen die Bereiche Verkehr und Heizen zusätzlich besteuert werden, um zum Kauf emissionsärmerer Technik zu motivieren. Betroffen ist somit, wer Auto fährt und heizt. Besonders betroffen ist aber, wer das bereits heute kaum noch bezahlen kann.
Recherche D meint: Die CO2-Bepreisung treibt die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander. Während Besserverdienende die Steuer kaum spüren und locker mit vermeintlich »klimafreundlichen« Artefakten wie Photovoltaik und E‑Mobilen experimentieren können, bleibt bei finanzschwachen Haushalten unterm Strich nur der Griff ins Portemonnaie.
Daran ändern auch alibihafte Subventionsgeschenke nichts, wenn das dünne Sparbuch zur Auswechslung der alten Ölheizung einfach nicht reicht. Reiche Haushalte können hingegen doppelt absahnen: Erst profitieren sie bei der klimafreundlichen Umrüstung von den Subventionen; und dann können sie sich über eine fallende Steuerlast freuen.
Auch der Stadt-Land-Gegensatz wird von der CO2-Bepreisung vertieft. Städter haben geringere Distanzen zu bewältigen und können leichter auf den ÖPNV ausweichen. Die Familie auf dem Land muß für den Besuch beim Kinderarzt nicht nur eine größere Strecke zurücklegen, sie ist dabei fast zwingend auf ein Auto angewiesen. Hinzu kommt die auf dem Land strukturell schwerfälligere Modernisierung der Beheizungssysteme.
Kurzum: Die CO2-Bepreisung belastet mit den ländlichen Bereichen ausgerechnet jenen Lebensraum unverhältnismäßig stark, der am »nachhaltigsten« funktioniert – und unterstreicht die Tendenz zur »abgehängten Peripherie«. In den letzten Recherche D-Ausgaben haben wir uns ausführlich mit dem Stadt-Land-Gegensatz und dem Komplex Ökologie und Ökonomie beschäftigt.
- In Heft 6 haben wir mit unserer Studie zu »Deutschlands Problemzonen« Entwicklungschancen und Hemmnisse des ländlichen Raumes aufgezeigt und dabei insbesondere die Potentiale und Risiken von Sonderwirtschaftszonen ausgelotet.
- Im aktuellen Heft 7 folgt der lange erwartete Schwerpunkt zu »Ökologie und Ökonomie«, der entlang der Kategorien Klima, Politik und Konsum die Frage nach der Balance zwischen Mensch und Umwelt umkreist.
- Im Februar des nächsten Jahres werden wir den damit aufgespannten Themenkomplex Lebensraum, Wirtschaft und Umwelt um die soziale Dimension erweitern. Heft 8 wird im Zeichen von »Marktwirtschaft und Sozialpolitik« stehen – und dabei auch die unangenehmen Nebenwirkungen der Klimapolitik beleuchten. Bisher einziger Profiteur dieser Politik ist die Regierung.
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