Sind wir Deutschen wirklich so reich, wie die meisten glauben? Der Internationale Währungsfonds (IWF) erschüttert heute dieses Selbstbild. „Deutschlands Finanzen gehören zu den unsolidesten der Welt. Sogar Uganda und Kenia wirtschaften besser“, faßt die WELT die Befunde zusammen. Dies paßt zum Titelthema des dritten Heftes von Recherche D, das unser Land als ökonomischen Scheinriesen beschreibt.
Wir haben dazu ein Interview mit dem promovierten Ökonomen Daniel Stelter geführt, der gerade mit seinem Buch „Das Märchen vom reichen Land“ für Furore sorgt. Stelter zählt laut FAZ zu den einflußreichsten Ökonomen in Deutschland und hat uns verraten, warum wir ein Produktivitätsproblem haben. Sollten wir uns deshalb Japan zum Vorbild nehmen? Stelter antwortet darauf sehr differenziert und klug. Lesen Sie es nach!
Ein weiterer Höhepunkt unserer November-Ausgabe: Lothar W. Pawliczak war wirtschaftspolitischer Berater der Sozialdemokraten (SDP) in der DDR. 1990 erschienen von ihm „Zehn Thesen zur Ökonomie im Kontext der Menschenrechte“, die er uns zum erneuten Abdruck angeboten hat. Nach der Deutschen Einheit hätten wir eine Debatte über unser marktwirtschaftliches Fundament führen müssen, die leider ausgeblieben ist. Wir holen sie jetzt nach, weil sich Ost-Intellektuelle wie Pawliczak kluge und bis heute gültige Gedanken dazu gemacht hatten. Wer wissen will, warum unsere Subventions- und Innovationspolitik falsch ist, sollte diesen Beitrag studieren.
Ein besonderes Bonbon ist auch die Reportage von Carlo Clemens, der nach Neapel gereist ist, um sich anzuschauen, wie die besten Hosen der Welt hergestellt werden.
Außerdem im neuen Heft:
- Der Landtagsabgeordnete Lars Patrick Berg (AfD) leitet mit seinem Essay zum Verhältnis von Fachkräftemangel und Asylrecht zu unserer in Kürze erscheinenden Studie zur „Fachkräftesicherung ohne Masseneinwanderung“ über.
- Bezahlbares Wohnen für Familien mit Kindern stellt sich immer mehr als die neue soziale Frage heraus. Johannes Konstantin Poensgen beschreibt, warum die Linke trotzdem auf die falschen Konzepte setzt und wir deshalb gefragt sind.
- Im Beitrag „Laßt euch nicht enteignen!“ geht es um die deutsche Angst vor Aktien, die dafür verantwortlich ist, daß der Staat die Deutschen seit 2010 um mindestens eine halbe Billion Euro ihres Vermögens erleichtern konnte.
- „Berlin werbefrei“ setzt sich für eine Entökonomisierung des öffentlichen Raumes ein. Wo Schlösser oder Denkmäler stehen, sollen keine Plakate stören. Zudem seien Schulen und Kindergärten werbefrei zu halten. Wir meinen: Das ist ein wichtiges Anliegen, das wir in unseren Forderungskatalog aufnehmen werden. Aber: „Berlin werbefrei“ will noch mehr. Sie wollen uns politisch korrekt diktieren, wie Werbung auszusehen hat. Diese Indoktrination ist deutlich zurückzuweisen, meint Fabian Deutsch.
- Haben wir eine moralische Pflicht, Arbeitslosen zu helfen? Oder geht es ehrlicherweise darum, über die Zahlung von Almosen gewalttätige Unruhen zu verhindern? Prof. Dr. Lothar Fritze mit einem umsichtigen Kommentar dazu.
- Dr. Thomas Fasbender schreibt über „Rußlands undogmatischen Weg ins 21. Jahrhundert“. Sind die Sanktionen gegen Rußland kontraproduktiv? Die Landwirtschaft profitiert auf jeden Fall vom Protektionismus.
- In der Rubrik Fundament vergleicht Dirk Fischer das Wirtschaften in der Moderne mit dem im Altertum und Mittelalter.
- „Kulturen waren immer das sich Beheimaten in einer bestimmten Natur. Das läßt sich nicht globalisieren“, betont Dr. Reinhard Falter in „Ökologischer als die Grünen“.
- Rezensiert haben wir die Bücher: Marx von rechts, Bullshit Jobs von David Graeber sowie Ziemlich beste Nachbarn.
- Florian Müller portraitiert mit Wilhelm Röpke den vielleicht wichtigsten Vordenker für eine freiheitlich-konservative Nationalökonomie.
- Chefredakteur Felix Menzel hat sich derweil mit dem Universalgelehrten Rolf Peter Sieferle beschäftigt und beschreibt, welche ökonomische Dynamik das europäische Modell der „neolokalen Kleinfamilie“ freisetzen kann. Menzel plädiert dafür, sich daran zu orientieren und arbeitet damit die Schattenseiten sowohl der Vereinzelung als auch des uns fremden Modells der Großfamilie heraus.
- Neben bereits erwähnten Beiträgen findet sich in der Rubrik Betrieb ein Einblick in die Fleischwirtschaft. Autor Adrian Segessenmann ist selbst ausgebildeter Fleischfachmann und berichtet aus dem Inneren des Gehäuses.
- Die Annahmen des Frugalismus stellt Hannes Plenge vor. Frugalisten sind Menschen, die so früh wie möglich finanziell unabhängig sein wollen. Deshalb sparen sie enorm viel, leben asketisch und wollen früh in Rente gehen. Klingt abgefahren? Gab es aber vermutlich schon immer. Der Vater von Ernst Jünger hatte zu seiner Zeit ähnliche Ziele.
Die November-Ausgabe von Recherche D umfaßt wieder 56 Seiten. Auf Werbung wurde abermals komplett verzichtet, nicht jedoch auf zahlreiche farbige Illustrationen.
- Für 6,50 Euro kann das Heft hier bestellt werden und wird dann Ende Oktober ausgeliefert.
- Besser ist natürlich ein Abo für erschwingliche 26 Euro: Wer sich damit beeilt, erhält noch die letzten Exemplare von Heft eins und zwei. Hier entlang!